Von Dr. Stina Preuß (Projektleitung INTRA Lab)
Die Misson Leben gGmbH, ein diakonisches Unternehmen in Darmstadt, hat sich mit der Frage auseinander gesetzt, wie man mit sich wandelnden Rahmenbedingungen in der Sozialwirtschaft am besten umgehen kann. Die Antwort: einen Wandel des Unternehmens selbst zu einem AGILen Unternehmen anstreben. Doch was macht eine solche Organisation aus? Und wie kann der Wandel gestaltet werden? Ein Ansatz ist die Einrichtung des INTRA Lab, einem Labor für soziales Unternehmertum.
Was ist Ziel des Wandels in der Organisation?
Beim Umgang mit Wandel wird in AGILen Organisationen eine stetige Anpassung an die sich ändernden Rahmenbedingungen angestrebt. In diesem Zusammenhang müssen Ziele (Goals) regelmäßig neu definiert und dann verfolgt werden. Diese dazu notwendigen Neuheiten –etwa innovative Projekte – müssen in die bestehende Organisationsstruktur Integriert werden, wobei grundlegende Strukturen (Lattend patterns) erhalten bleiben sollen.
Es gilt also eine Balance zu finden zwischen Erneuerung und Innovation auf der einen und Erhalt von Bewährtem auf der anderen Seite. Hierzu bedarf es einer besonderen Unternehmenskultur, die durch die Mitarbeitenden selbst getragen und umgesetzt wird. Mitarbeitende benötigen wiederum Kompetenzen um diese Balance gestalten zu können.
Das INTRA Lab – ein Innovationslabor mit zwei Zielen
Bei dieser Erkenntnis setzt das INTRA Lab an. Es vermittelt in sechs aufeinander aufbauenden Workshops Innovationsmethoden. Design Thinking, Business CANVAS Model, handeln nach einer Start up Logik und das Effektuation-Prinzip sind Methoden die dabei unterstützen, innovative Projekte als Anpassung an sich ändernde Rahmenbedingungen zu entwickeln.
Dabei verbleiben INTRA Lab Teilnehmende nicht in der Theorie, sondern bringen eine Projektidee mit, die sie im Verlauf der sechs Workshops zu einem Geschäftsmodell weiterentwickeln. Beispiel für solche Projekte sind: ein inklusiver Foodtruck, als neue Beschäftigungsmöglichkeit für Menschen mit Behinderungen im Einklang mit dem neuen Bundesteilhabegesetz oder die passgenaue Entwicklung von E-Learning Angeboten für eine spezielle Zielgruppen, um die Vorteile digitaler Lernformen zu nutzen.
Diese im INTRA Lab entwickelten Projekte werden im Anschluss an die INTRA Lab Teilnahme im Unternehmen umgesetzt. Damit tragen Mitarbeitende neue Arbeitsmethodiken und Denkweisen am Beispiel eines konkreten Projekts in ihre Organisationen.
Während ihrer Teilnahme im INTRA Lab werden die Mitarbeitenden dabei schon auf diesen Schritt vorbereitet, indem Aspekte wie die Einbindung neuer Projekte in ein bestehendes Unternehmen reflektiert werden. Der frühe Einbezug von Vorgesetzten und Kollegen ist ein Aspekt, der beispielsweise immer wieder eine Rolle spielt. Insofern werden Mitarbeitende zu Intrapreneuren – zum Unternehmern in der eigenen Organisation, der Veränderungen vorantreibt.
Durch die Arbeit mit neuen Innovationsmethoden an einem praktischen Projekt werden im INTRA Lab zwei Ziele im Sinne einer AGILen Organisation verfolgt: mit dem entwickelten Projekt besteht erstens ein innovatives Geschäftsmodell, dass in einer Anpassung an veränderte Gegebenheiten neue Zielsetzungen (Goals) des Unternehmens aufgreift.
Das zweite Ziel ist die Weiterentwicklung von Mitarbeitern zu Intraprenueren. Diese sind Neuerungen und Innovationen gegenüber aufgeschlossen und in der Lage diese – ganz im Sinne einer AGILen Organisation – in die bestehende Organisation zu Integrieren und an gegebene Strukturen (Lattend patterns) anzupassen.
Durch die Verbindung beider Aspekte ist drittens ein weiterer wichtiger Effekt zu erwarten: neue Projekte und Mitarbeitende, die neue Arbeitsweisen nutzen, bewirken eine Veränderung der Organisationskultur. Graduell wird eine größere Offenheit um Umgang mit Veränderungen in der gesamten Organisation möglich.